Nachgefragt - unsere Braunfelser Nachbarn #02
Vom Braunfelser Flohmarkt per Flieger nach ganz oben und doch immer wieder zurück auf den Heimatboden
Wir hatten es schon ganz lange versucht - doch aktuell einen Termin mit Marvin Muth zu bekommen, gestaltet sich nicht ganz leicht - der Braunfelser Superhändler ist gefragt und etwa 1000 Facebook-Nachrichten warten derzeit noch darauf, von ihm beantwortet zu werden. Die Rückmeldungen erledigt er alle selbst - denn trotz steigender Bekanntheit ist er noch immer der nette Typ von "nebenan", nahbar, menschlich, offen und auf Augenhöhe mit seinen Fans. Von denen gibt es von Tag zu Tag mehr und nicht selten wird er in der Schatzkiste unmittelbar des Braunfelser Marktplatzes besucht und beim Kauf einer seiner Schätze im Anschluss um ein Autogramm gebeten.
Wir baten Marvin um ein Interview und bekamen nicht nur ihn als Interviewpartner, sondern seinen besten Freund, Influencer Jan Schick aus Wetzlar, direkt mit dazu. Marvin und Jan, zwei, die sich gefunden haben und nicht nur zusammen arbeiten, sondern perfekt zusammen passen - das wird im Interview ziemlich schnell klar. Zufall, dass zwei Männer mit Träumen und 'ner großen Portion Ausstrahlung an einem Flohmarktsonntag aufeinander treffen und sich zunächst um einen Flohmarktfund streiten? Manche Zufälle mag es geben, ich persönlich glaube allerdings, dass sich zwei so charismatische Menschen einfach treffen mussten früher oder später im Leben. In diesem Fall früh genug, um gemeinsam ganz viel Gutes zu tun, vor allem in ihrer gemeinsamen Heimat, dem Lahn-Dill-Kreis.
Das Kind in mir
Lieber Jan, lieber Marvin, seit Kindertagen seid ihr eurer Heimatregion bis heute treu geblieben.
Jan, du arbeitest seit mehr als 30 Jahren in einem sehr bekannten Unternehmen im Raum Wetzlar als Kaufmännischer Mitarbeiter. Immer wieder sprachen dich deine Kollegen und dein nahes Umfeld auf die Ähnlichkeit zu Hugh Jackman an. An Fasching probiertest du es schließlich zum ersten Mal aus - im Kostüm von Wolverine aus X-Man ging es für dich auf den heimischen Umzug - hier hast du nicht nur kleine Faschingsbesucher glücklich gemacht - auch die Eltern fragten dich nach einem gemeinsamen Foto - die Ähnlichkeit war verblüffend - das Double Jan Schick war geboren. Nicht verwunderlich, dass eine Agentenanfrage nicht lange auf sich warten ließ. Deine Bekanntheit nutzt du heute, um deinen Traum zu leben, aber vor allem auch, um den Schwächeren unserer Gesellschaft zu helfen. Als Botschafter seid Marvin und du ganz aktuell im Albert Schweitzer Kinderdorf aktiv und greifbar für die Kids, ihr schenkt ihnen das Wichtigste, was ihr besitzt: eure Zeit. Gemeinsam gibt es Meet & Greets in Wetzlar und in der Rolle als Internetstars seid ihr für die Kinder große Vorbilder und sprecht gemeinsam mit ihnen über eure Abenteuer und dass es sich lohnt, an seine Träume zu glauben, aber auch über die Schattenseiten und Gefahren der Social Media -Welt.
Marvin, du hast mit der Schatzkiste am Schloss ein kleines Schmuckstück für Braunfels erschaffen. In deinem Laden finden Sammler echte Lieblingsstücke und ganz bestimmt schlagen hier beim Stöbern nicht nur Kinderherzen höher. Bis heute betreibst du deinen Laden aktiv, trotz zahlreicher Anfragen aus der TV-Welt und deiner Musikkarriere als Rapper. Unterstützt wirst du von deinen Eltern und deiner Ehefrau, die einspringen, wenn du wieder in den Flieger oder ins Auto steigst. Wunderschön finden wir dein soziales Engagement. Mit deiner Hilfsorganisation „Help – Reich mir Deine Hand" - werden die Dinge, die sich nicht verkaufen lassen, für soziale Zwecke gespendet, du setzt dich ein für Tiere, Kinder, mit dem Auftrag "werft nix weg" hilfst du Obdachlosen, indem du Mädels und Jungs alte Kleidungsstücke bunt bemalen lässt und sie an Bedürftige verschenkst. Somit zeigst du schon den Jüngsten unserer Gesellschaft, wie es richtig geht.
Erzählt ihr uns ein kleines bisschen aus euren Kindertagen in Braunfels und Wetzlar? Wusstet ihr, das wird einmal ganz groß, was ihr später machen dürft?
Jan Schick: "Ich fand als Kind schon die Superhelden am tollsten, die sich für die Schwachen einsetzen, Robin Hood und Tarzan haben mich begeistert. Mobbing ist Mist, das wusste ich ganz früh. Mein bester Freund in der Grundschule litt unter einer körperlichen Behinderung, vor fiesen Sprüchen habe ich ihn immer verteidigt. Zum Mittagessen war ich oft bei ihm zuhause eingeladen, Freundschaft ist das, was im Leben zählt."
Marvin Muth: "Ich habe als Kind schon auf regionalen Flohmärkten mein Taschengeld aufgebessert. Ich mag Braunfels, wohne von klein auf hier. Die Leute kennen meine Familie und mich. Wir leben gerne hier und ich möchte auch nie wegziehen. Braunfels ist meine Heimat. Als Kind konnte ich nicht mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen. Aber klar, Wünsche hat man viele. Und dafür muss man hart arbeiten. Mein erster Flug war der nach Berlin, zu den Superhändlern."
Der Superhändler in mir
Vom kleinen Kurort in die Großstadt zu RTL - wie können wir uns das vorstellen? Stand da eines Morgens ein Kamerateam in deinem kleinen Laden am Schloss und hat dich vom Fleck weg engagiert? Oder durchläuft man so etwas wie ein Superhändlercasting? Hat sich seit deinem Superhändlerdasein etwas in Braunfels selbst für dich verändert?
Marvin Muth: "Meine Eltern haben immer "Vier Räume - ein Deal" geschaut und mir davon erzählt. Meine Mutter war von Beginn an großer Fan der Sendung. Ich habe es dann irgendwann auch mal eingeschaltet und da war zufällig ein Aufruf, dass neue Kandidaten gesucht werden, die den Superhändlern etwas verkaufen. Ich habe die Nummer, die eingeblendet wurde angerufen und direkt gesagt, dass ich nichts verkaufen möchte, sondern einer der Superhändler werden will. Die Mitarbeiter vom Sender waren etwas irritiert, fanden aber meine direkte Art wohl ziemlich lustig. So bekam ich tatsächlich eine Einladung zum Casting nach Berlin. Meinem Papa hab ich das erst einmal gar nicht erzählt. Das war für mich selbst total unwirklich. Als dann klar war, dass die erste Sendung mit mir ausgestrahlt wird, habe ich meine Eltern einschalten lassen. Mein Papa war völlig fassungslos, als dort auf dem Bildschirm das Schaufenster unseres Ladens eingeblendet wurde. Natürlich finden meine Eltern den Hype um mich toll. Stolz bin ich selbst auch, denn da sind unter den Superhändlern echte Freundschaften entstanden. Antoine Richard hat für mein Musikvideo "Skyline" getanzt. Ralf Möller ist eines meiner großen Vorbilder seit vielen Jahren, wenn so jemand, den du schon so lange gut findest, deinen Song auf seinen Social Media-Kanälen teilt, macht das happy. Und dann sind überall plötzlich Menschen, die mich kennen und die mich mit dem Handy auf der Straße heimlich filmen. Ich geh dann einfach hin und winke in die Kamera. Hey, ich bin's doch nur, der Marvin. Sprecht mich einfach an! Die Nachbarn hier in Braunfels kennen mich, da hat sich nichts verändert. Ich bin und bleibe der, der ich vorher war. Aber wenn unerwartet eine Eventagentur vor der Ladentür steht und mich für einen Gig buchen möchte, dann ist das immer noch komisch."
Der Superheld in mir
Wie fühlt sich so ein Leben im Rampenlicht an, Jan? Die Arbeit, von der du erzählt hast, das normale Leben, gibt es das noch?
Jan Schick: "Meiner Arbeit bleib ich treu. Ich habe einen tollen Arbeitgeber und super Kollegen. Ich durfte meine Stunden reduzieren und das, was ich jetzt erleben darf, ist mein persönlicher Traum. Das funktioniert in der Kombi nur, wenn du Menschen um dich hast, die zu dir stehen. Im Netz gibt es viel Hate und je bekannter du wirst, um so mehr Menschen missgönnen dir deinen Erfolg. Da brauchst du eine harte Schale, damit gewisse Dinge an dir abprallen. Und Menschen, die dich erinnern, wofür du das machst. Meine Frau unterstützt mich jeden Tag und Marvin und ich, wir bauen uns gegenseitig auf. Hat der eine mal einen schlechten Tag, puscht ihn der andere. Wir gehen nie unter die Gürtellinie. Disst uns jemand, wehren wir uns, aber nie verletzend. Das ist nicht unser Niveau. Und wenn dich dann ein Kind um ein Autogramm bittet oder seine Eltern ein Selfie mit dir möchten, ist das so viel mehr wert."
Der Träumer in mir
Wir gehen alle gemeinsam seit dem Frühjahr 2020 durch eine besondere Zeit. Ihr habt die schwierigen Monate für tolle Projekte nutzen können und immer wieder geholfen, da wo Hilfe gebraucht wurde. Wovon träumen Marvin Muth und Jan Schick für die Zukunft?
Marvin Muth: "Es stehen viele Projekte an, für beide von uns und einige sogar gemeinsam. Wir dürfen das meiste noch nicht verraten, aber es wird groß. Und geht schon bald los. Verrückt ist das. Wir nehmen aber nicht jede Anfrage an, nur das, was zu uns passt. Und helfen werden wir weiterhin, vor allem regional. Braunfels liegt mir am Herzen. Ich werde nie hier weggehen. Das beste Eis gibt es sowieso nur hier."
Jan Schick: "Eis. Lass uns eins essen gehen. Am Marktplatz. Davon träume ich jetzt. Die Eisdiele Chintemi ist und bleibt unser Meetingpoint. Hier werden neue Pläne geschmiedet und besiegelt."
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